Page 12 - Demo
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                                    Dabei steht %u00fcber allen Differenzen ein gemeinsames Ziel: Es gilt, einen echten Austausch zu gestalten. Denn: %u201eHitzige Debatten f%u00fchren oft dazu, dass sich Andersdenkende nur noch mehr in Lager aufspalten. Resignation entsteht. Mit demoSlamm%u00f6chten wir Dialog wieder m%u00f6glich machen, der schon verloren scheint%u201c, sagt Leonie Pessara, die das Format 2018 als Slammerin entdeckte und nun seit fast vier Jahren bei MAGNET koordiniert. Sie und Evgeniya Sayko sind schon zum vorangegangenen Workshop nach Sachsen gereist und erwarten jetzt neugierig den Abend.Mittlerweile haben die Zuschauer:innen im Volkshaus Meerane Platz genommen. Viele kennen sich, die Stadt ist klein. Gespannt blicken alle auf die B%u00fchne. Zwei Slammer:innen-Paare werden heute auftreten. Ihre politischen Ansichten k%u00f6nnten teils unterschiedlicher nicht sein. Das gesamte Spektrum ist vertreten. Wie soll da ein friedlicher Dialog entstehen? Entscheidend hierf%u00fcr sind drei Grundprinzipien von demoSlam, erkl%u00e4rt Moderatorin Mandy Merker dem Publikum in ihrer Einf%u00fchrung. %u201eErstens: Nur pers%u00f6nliche Erfahrungen und Ansichten werden geschildert. Niemand zitiert Statistiken oder Expert:innen. Denn hier geht es nicht um richtig oder falsch. Wir erkl%u00e4ren nur, wie wir zu unserer Haltung gekommen sind. Zweitens: Jede Meinung ist willkommen, sofern sie mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Das hei%u00dft nat%u00fcrlich auch: Beleidigungen sind nicht erlaubt. Drittens: Verstehen bedeutet nicht automatisch, einverstanden zu sein. Alle h%u00f6ren einander zu, niemand soll jemanden %u00fcberzeugen.%u201cDie vier Slammer:innen in Meerane %u2013 eine Frau, zwei M%u00e4nner, ein Trans-Mann %u2013 kennen diese Regeln schon vom Vortag aus dem VorbereitungsWorkshop. Wer sich gemeldet hat, um teilzunehmen, wird dazu eingeladen. %u201eUnsere Trainer:innen schaffen ihnen einen gesch%u00fctzten Raum, vermitteln das Handwerkszeug f%u00fcr gelungene Dialoge %u00fcber Streitthemen und begleiten den ganzen Prozess%u201c, sagt Evgeniya Sayko. Bei der B%u00fchnenshow sei durchaus Humor gefragt, denn: %u201eLachen baut Spannungen ab und verbindet.%u201cNun ist der Augenblick gekommen, auf den sich die Slammer:innen vorbereitet haben: Der demoSlambeginnt. Das erste Paar hat sich das Thema %u201eGendern%u201c ausgesucht, ihr Szenenbild stellt ein B%u00fcro dar. Sebastian, der gerade eine Mail an alle Mitarbeiter:innen schreibt, ist ein Bef%u00fcrworter. Alex sagt, das Gendersternchen s%u00e4he doof aus. %u201eDu als Trans-Mann willst das Sternchen nicht?%u201c, fragt Sebastian in komischer Ungl%u00e4ubigkeit. Ihm sei es wichtig, in seiner Mail alle anzusprechen. %u201eDie Zeiten haben sich gegendert!%u201c Beide erweisen sich als Naturtalente auf der B%u00fchne, ernten anerkennendes Gel%u00e4chter, zustimmendes Nicken, nachdenkliche Blicke und am Ende viel Applaus. Auch dem zweiten Paar gelingt es, ihre unterschiedlichen Meinungen eindrucksvoll und unterhaltsam zu pr%u00e4sentieren. Isabel und Kay slammen zum komplexen Thema %u201eFreiheit%u201c, die Szene beginnt damit, dass er laut Musik h%u00f6rt, w%u00e4hrend sie schlafen will. %u201eFreiheit h%u00f6rt da auf, wo die der anderen beginnt%u201c, sagt Isabel. Kay hingegen erkl%u00e4rt, warum er sich durch Regelungen h%u00e4ufig eingeschr%u00e4nkt f%u00fchlt. 12 Deutsche Bahn Stiftung | Menschen24BILDUNG %u2013 DEMOKRATIEST%u00c4RKUNG
                                
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