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                                    Dazu geh%u00f6rten auch furchtbare Schicksale, sagt die %u00c4rztin. %u201eEin junger Mann im Rollstuhl war in einem so grauenhaften Zustand, dass wir in Tr%u00e4nen ausbrachen.%u201c Als %u00c4rztin verliere sie nicht so schnell die Fassung, doch das Elend sei manchmal schwer ertr%u00e4glich. %u201eEs kommt vor, dass wir Menschen aus den Kleidern schneiden m%u00fcssen.%u201c Ein Mann berichtete, dass sein Zelt angez%u00fcndet worden war. %u201eEr hatte Verbrennungen zweiten Grades, fand aber erst zu uns, als sich die Wunden schon infiziert hatten%u201c, erz%u00e4hlt Dr. Conrad. %u201eSein Gesicht war mit gr%u00fcnem Schorf bedeckt.%u201c Menschen in solchen Notlagen helfen zu k%u00f6nnen, sei unglaublich begl%u00fcckend: %u201eWenn sie dann regelm%u00e4%u00dfig wiederkommen und gesund werden.%u201cUnd immer wieder gibt es Extremf%u00e4lle mit wunderbarem Ausgang. %u201eEin Mann kam mit einem b%u00f6sartigen Melanom am R%u00fccken, gro%u00df wie eine Orange %u2013 ein Todesurteil, h%u00e4tte man vor noch nicht allzu langer Zeit gesagt%u201c, erz%u00e4hlt Dr. Sch%u00fcller. %u201eIch leitete die Therapie ein, die Charit%u00e9 %u00fcbernahm die weitere Behandlung %u2013 und zwar mit Erfolg!%u201c Die staunende Freude ist dem Hautarzt anzusehen. %u201eDas Sch%u00f6nste ist, dass ich hier so viel bewirken kann%u201c, sagt er. %u201eDas Team ist fantastisch. Ich kann mir Zeit nehmen f%u00fcr die Patient:innen. Ihre Dankbarkeit ist %u00fcberw%u00e4ltigend. Das Gef%u00fchl, etwas Gutes getan zu haben, ist unvergleichlich.%u201cBer%u00fchrende Geschichten bergen auch die Pflegezimmer, die im Stockwerk %u00fcber den Praxisr%u00e4umen der Ambulanz liegen. Es gibt eines f%u00fcr Frauen mit zwei Betten und eines f%u00fcr M%u00e4nner mit sechs, dazu einen Aufenthaltsraum und eine K%u00fcche. %u201eDort k%u00f6nnen wohnungslose Menschen f%u00fcr die Dauer ihrer Behandlung bleiben%u201c, erkl%u00e4rt die zust%u00e4ndige Krankenschwester Jolanta Drews. %u201eJeden Tag schauen wir, wie es ihnen geht und bringen ihnen eine warme Mittagsmahlzeit, die wir hier frisch kochen%u201c, sagt sie. %u201eWir pr%u00fcfen, dass in der K%u00fcche Lebensmittel f%u00fcr Fr%u00fchst%u00fcck und Abendessen sind, wiegen die Patient:innen, messen Werte, stellen Medikamente, telefonieren mit Krankenh%u00e4usern, Sozialarbeitern, verschiedenen Einrichtungen.%u201c Denn auch dort versucht das Team, Menschen aus der Obdachlosigkeit herauszuhelfen.Jolanta Drews k%u00fcmmert sich um die Menschen in den Pflegezimmern der Berliner Stadtmission. Dort d%u00fcrfen sich Kranke auskurieren, die auf der Stra%u00dfe keine Chance auf Genesung h%u00e4tten. Sozialarbeiter:innen bem%u00fchen sich derweil um eine dauerhafte Bleibe f%u00fcr die G%u00e4ste.Dr. med. Peter Sch%u00fcller ist Dermatologe. Seit f%u00fcnf Jahren arbeitet er in der Ambulanz. Wie alle %u00c4rzt:innen ist er dort ehrenamtlich t%u00e4tig: %u201eDas Gef%u00fchl, Gutes zu tun, macht mich gl%u00fccklich.%u201c50 Deutsche Bahn Stiftung | Menschen24INTEGRATION %u2013 SOZIALRAUM BAHNHOF
                                
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