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                                    Bereits gelungen ist das bei einem jungen Mann aus Polen, der im Aufenthaltsraum sitzt. Er wurde nur deshalb obdachlos, weil er beim Fu%u00dfballspielen umknickte. %u201eDa er nicht mehr arbeiten konnte, verlor er seine Unterkunft im Mitarbeiterhaus%u201c, erz%u00e4hlt Jolanta Drews. %u201eSo schnell kann man auf der Stra%u00dfe landen.%u201c Zum Gl%u00fcck fand er den Weg in die Ambulanz der Berliner Stadtmission und bekam ein Bett im Pflegezimmer. %u201eWir haben mit seinem Arbeitgeber telefoniert und die Zusicherung erhalten, dass der Mann seine Arbeit und die Unterkunft zur%u00fcckbekommt, sobald er arbeitsf%u00e4hig ist.%u201c Mit einem strahlenden L%u00e4cheln zeigt er die %u201eDaumen hoch%u201c-Geste. %u201eEr ist sehr dankbar%u201c, sagt die Krankenschwester. %u201eUnd er kann es kaum erwarten, wieder zu arbeiten %u2013 wie die meisten.%u201c So auch Valentina. Sie sitzt mit einem gebrochenen Arm auf ihrem Bett im Frauenpflegezimmer. %u201eNach ihrer Operation im Krankenhaus bat uns ein Sozialarbeiter, sie f%u00fcr die Dauer der Behandlung bei uns aufzunehmen%u201c, sagt Jolanta Drews. %u201eHier k%u00f6nnen wir daf%u00fcr sorgen, dass der Arm richtig heilt. Drau%u00dfen w%u00e4re sie daf%u00fcr nicht greifbar.%u201c Danach erhalte Valentina wieder eine Unterkunft in einem Wohnungslosenprojekt, das Betreuung durch Sozialarbeiter:innen einschlie%u00dft. Und sie k%u00f6nne an ihre Arbeitsstelle in der Kleiderkammer der Berliner Stadtmission zur%u00fcckkehren. F%u00fcr eine %u00e4ltere Patientin im Frauenpflegezimmer sucht das Team eine Unterkunft in einem Seniorenheim. %u201eSie hat 35 Jahre in Deutschland gearbeitet und Anspruch auf Rente%u201c, sagt Jolanta Drews. %u201eAllerdings ist sie nicht gesund genug, um sich selbst darum zu k%u00fcmmern.%u201c M%u00f6glicherweise leide sie an Demenz. Das Team habe einen Angeh%u00f6rigen ausfindig gemacht, was meistens das Ende der Obdachlosigkeit bedeutet. %u201eAber bei ihm will sie keinesfalls leben, dann lieber auf der Stra%u00dfe, sagt sie.%u201c Bei ihrem Gesundheitszustand w%u00e4re das allerdings extrem gef%u00e4hrlich. %u201eDaher bleibt sie erst einmal hier, bis wir einen Platz f%u00fcr sie gefunden haben.%u201c%u201eEs passiert h%u00e4ufig, dass Menschen nur deshalb auf der Stra%u00dfe landen, weil sie erkrankt sind. Und das Leben auf der Stra%u00dfe wiederum macht krank%u201c, res%u00fcmiert Svetlana Krasovski-Nikiforovs, Leiterin und Mitbegr%u00fcnderin der Ambulanz. %u201eDiese Abw%u00e4rtsspirale gilt es zu durchbrechen. Der Kontakt zur Ambulanz ist oft der entscheidende Schritt daf%u00fcr.%u201c30 Jahre K%u00e4ltebusPionierprojekt und Keimzelle der Ambulanz: Seit 1994 fahren K%u00e4ltebusse der Berliner Stadtmission von Anfang November bis Ende M%u00e4rz zu Menschen, die auf der Stra%u00dfe leben %u2013 beladen mit Schlafs%u00e4cken, hei%u00dfem Tee und Suppe. Ihr Ziel: obdachlose Menschen in eine Notunterkunft zu bringen, um sie vor dem K%u00e4ltetod zu bewahren. %u201eDabei zeigte sich, dass viele von ihnen auch medizinische Hilfe brauchten%u201c, sagt Ulrich Neugebauer, Mitbegr%u00fcnder des Projekts und Leiter der K%u00e4ltehilfe der Berliner Stadtmission. %u201eNach und nach bauten wir unser medizinisches Angebot aus. Durch die Unterst%u00fctzung der Deutsche Bahn Stiftung ist es nicht mehr nur an die K%u00e4ltemonate gebunden, sondern ganzj%u00e4hrig verf%u00fcgbar.%u201cUlrich Neugebauer ist als Fachbereichsleiter unter anderem auch f%u00fcr die Ambulanz verantwortlich. Er arbeitet seit mehr als drei Jahrzehnten bei der Berliner Stadtmission und hat seitdem viele wegweisende Projekte erdacht, geplant und umgesetzt.Deutsche Bahn Stiftung | Menschen24 51INTEGRATION %u2013 SOZIALRAUM BAHNHOF
                                
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